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 Logo der Europeana Projekt Erster Weltkrieg Zum Stichwort Crowdsourcing fällt mir spontan der YouTube-Film Life in a Day ein, der auf der Berlinale 2011 im Kinoformat gezeigt wurde.

Neu für mich ist, dass die Europeana Crowdsourcing zum Aufbau digitaler Sammlungen einsetzt. Das erfuhr ich am 2. April am Aktionstag „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“ in der Staatsbibliothek Berlin.

Das Projekt ist Ende März in Deutschland gestartet und wurde von Europeana, der Deutschen Nationalbibliothek und der Oxford University initiiert.

Das Ziel ist bis 2014 eine digitale Sammlung von privaten Erinnerungsstücken, Fotografien, Briefen und Filmen aufzubauen, die auf Europeana Erster Weltkrieg veröffentlicht und recherchiert werden kann.

Aktionstage zum Projekt Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten

Aktionstage zum Projekt Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten

Das bedeutet, dass jeder eingeladen ist, private Memorabilia und Dokumente, die bisher öffentlich nicht zugänglich waren, zu diesem Archiv beizutragen.

Geplant ist eine Beteiligung in mehr als zehn europäischen Ländern. Ein sehr interessantes Quellenmaterial steht dann für Forschungen zur Verfügung.

Erfahrungen aus anderen Projekten

Das Projekt nutzt Crowdsourching als Methode um viele Menschen einzubeziehen und inhaltlich ein breites Spektrum an persönlichen Erinnerungsstücken und Familienerinnerungen und zu sammeln. Es stützt sich auf Erfahrungen der Oxford University aus dem Aufbau von The Great War Archive.

The Great War Archive contains over 6,500 items contributed by the general public between March and June 2008. Every item originates from, or relates to, someone’s experience of the First World War, either abroad or at home. Contributions were received via a special website and also through a series of open days at libraries and museums throughout the country.
(The Great War Archive)

Seit der Deadline am 30 Juni 2008 können weitere Teilnehmer ihre Bilder auf The Great War Archive Flickr Group posten. Auf dieser Plattform sind bis heute weitere 3000 historische und aktuelle Fotos von 367 Mitgliedern veröffentlicht worden. Die Bandbreite geht von historischen Fotos, Pläne und Porträts bis zu neue Fotos von Gedenkstätten und Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkrieges.

Weitere Unterstützung findet das Projekt „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“ durch das Team von RunCoCo – how to run a communtity collection online.

RunCoCo (based at the University of Oxford) has been supporting the work of the DNB, offering training and guidelines and the CoCoCo open-source software that is being used to collect contributions from the community.
(RunCoCo project blog)

Ein weiteres gutes Beispiel für Crowdsourcing und Sammlungsaufbau ist die zweisprachige Website Peoples Collection Wales. Auf dieser interaktiven Website kann sich jeder am kulturellen Austausch über Wales beteiligen, seine Beiträge posten, recherchieren und Sammlungen anlegen. Das Projekt wurde auch von RunCoCo betreut.

Ein Projekt, das ich im Zusammenhang mit Crowdsourcing und privaten Bildern noch nennen möchte ist das von Google unterstützte Historypin.

Mitmachen „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“

Eine Möglichkeit bieten Aktionstage in Bibliotheken zu denen man ohne Voranmeldung gehen kann. Dort werden die mitgebrachten Objekte Bilder und Dokumente fachmännisch gesichtet, bewertet und digitalisiert.

Aktionstag in der Staatsbibliothek Berlin

Aktionstag in der Staatsbibliothek in Berlin

Ein mehrseitiges Tagebuch beispielsweise wird komplett gescannt, so dass es auch online gelesen werden und gegebenenfalls transkribiert und übersetzt werden kann. Das Projektteam hält die für die Katalogisierung notwendigen Informationen und Objektgeschichten fest und interviewt die Teilnehmer.

Nach Frankfurt, Berlin und München findet der bisher letzte Termin am 12. April in Stuttgart statt, in der Württembergischen Landesbibliothek.
Als Croudsourcing Projekt können sich noch weitere Institutionen anschließen und selbst einen Aktionstag anbieten.

Eine andere Möglichkeit sich zu beteiligen bietet die Internetseite des Projektes. Hier kann man selbstständig ein digitales Bild (Scan oder Fotografie) in das Online-Archiv einstellen und die Informationen zur Hintergrundgeschichte, Datierung und Ortsangaben online in ein Formular eintragen.

Informationen zum Projekt und zur Kampagne sind bei dem Berliner Geschichtsbüro Facts & Files zu erfahren, die die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durchführen und die Aktionstage begleiten.

Ich danke an dieser Stelle auch Frank Drauschke für das interessante Gespräch.

Die MUTEC 2010

Die MUTEC fand nach einigen Jahren Pause und einem Standortwechsel dieses Jahr in Leipzig statt.

MUTEC 21010 in Leipzig

MUTEC 2010 Leipzig

Im Vergleich zur Messe 2005 in München oder der Exponatec 2009 (pdf) in Köln waren weniger Aussteller vertreten. Diesmal war die MUTEC auch in die Messe denkmal integriert und wirkte im Gesamtkontext doch etwas verloren.

Der Messebesuch am Samstag stand schon länger bei Sammlungsdinge auf dem Plan. Für uns war der Besuch ein voller Erfolg. Wir führten sehr informative und nette Gespräche und haben viel Neues aus der Museumsbranche gesehen.

Wir können kurz- und mittelfristig in der Museumsbranche viel Spannendes erwarten

Wieder war es ganz deutlich – bei der Museums-, Archiv- und Ausstellungssoftware sowie bei der Entwicklung von Audioguides und Multimediaführungssystemen tut sich sehr viel!
Vieles von dem was wir gesehen haben ist noch Zukunft, ist noch in der Entwicklung und noch nicht veröffentlich. Deshalb wollen wir hier noch nicht zu viel verraten, aber wir freuen uns unter anderem auf

  • neue User Interfaces für Sammlungsdaten (Präsentation, Benutzeroberfläche)
  • neue Möglichkeiten des Datenaustausches und der -synchronisation zwischen verschiedenen Softwaresystemen, z. B. für die Anbindung der hauseigenen Software an die Europeana oder an eine Software für virtuelle Ausstellungen
  • die Öffnung einiger Softwarepakete durch die Implementierung offener APIs (Programmierschnittstellen)
  • Entwicklung weiterer Apps für Museen
  • 3D-Museumsanwendungen und virtuelle Ausstellungen

Die Firma Archibald Regalanlagen hat uns ihr neuestes System vorgestellt, das sehr flexibel einsetzbar ist und für den Depotaufbau in mittleren und kleineren Museen mit heterogenen Sammlungen sehr interessant sein kann.

Leider war die Zeit wieder kurz und so haben wir einige Kontakte und Messestände die wir besuchen wollten nicht mehr geschafft.
Bei allen für die die Zeit gereicht hat wollen wir uns auch hiermit herzlich bedanken und wir freuen uns bei der nächsten Gelegenheit wieder zusammen zu kommen.

ausschnitt von screenshot askacurator

Twitteraktion Ask a Curator

Gestern beteiligten sich über 340 Museen aus 23 Ländern an der Twitteraktion „Ask a Curator“. Der Blogpost von artinfo24.com fasst es gut zusammen und bewertet auch die Teilnahme der deutschen Museen.

Ich fand es sehr interessant, Fragen zu stellen und auch die Antworten der anderen Teilnehmer zu lesen.
Gut finde ich es im Nachhinein auch die Fragen und Antworten an das Museum für Kommunikation auf facebook und die Antworten des San Diego Museum of Art zu lesen.

Auf meine Frage „Art museums offer smartphone apps. Why not history museums?“ lernte ich drei weitere Smartphone Apps kennen.

Und weitere Museen

„What is the most effective way to get feedback from your visitors?“
Sehr spannend finde ich die Antworten des Minneapolis Institute of Arts. Die Institution nutze verschiedene Möglichkeiten persönlich und über Medien mit den Besuchern in Kontakt zu treten. Und die Besucherforschung sei die Aufgabe mehrerer Abteilungen.

Das Museumsdorf Kürnbach und das Worcester Museum in England haben geschrieben, dass sie vor allem mit den Besuchern sprechen und auch Umfragen machen würden.
Das NRW-Forum Düsseldorf meinte zum Thema Feedback der Besucher, dass sie ihre facebook-Seite dafür nutzen. Das sieht man gut wenn man das NRW Forum auf der facebook-Seite besucht.

#askacurator – bis zum nächsten Mal.

Mir ist beim Schreiben über die MoMA App aufgefallen, dass auch in Deutschland die Kunstmuseen Vorreiter sind was die Entwicklung von Angeboten für Smartphone-Nutzung betrifft.

Warum gibt es keine App für Geschichtsmuseen oder kulturhistorische Institutionen?
Was könnten die Gründe sein?

  • es fehlt ein Konzept für Apps
  • der Mehrwert ist nicht klar
  • die Besucherzahl ist zu gering
  • zu wenig direkte Nachfrage nach einer App
  • positive Erfahrungen mit Multimedia Guides
  • Führungen durch Museumspädagogen sind vorrangig
  • inhaltliche Gründe
  • Produktionskosten

Warum entscheiden sich Institutionen im Kunstbereich für eine App wie z. B. das NRW-Forum?

Wer ein Smartphone hat möchte eine App

Die Erwartungen der Besucher lenken Entwicklungen – das ist die Erfahrung aus dem Brooklyn Museum. Shelley Bernstein, Chief of Technology at the Brooklyn Museum schreibt dazu auf dem Blog des Museums über die Entscheidung zusätzlich zur einer auf mobile Geräte abgestimmte Website auch eine App zu entwickeln:

I was floored at how much confusion was created just simply getting people to open their mobile browser. Once we’d get through that, the idea of bookmarking it to the home screen was even more foreign. At almost every turn, visitors were expecting an app.

Ein sehr wichtiger Gedanke – Menschen nutzen einfache und direkte Lösungen und dies ist bei der Kommunikations-Strategie zu berücksichtigen. Und den Besuchern kommt das Museum mit einem solchen Angebot entgegen.

Noch eine Bemerkung: Shelley Bernstein wird dieses Jahr auf der stART.10 zum Thema „Engaging Community at the Brooklyn Museum” sprechen.

Die wichtigen Veränderungen: Mobile Web und Social Media

Wie reagieren Museen und Kulturinstitute auf die Bedürfnisse der Besucher? Wie werden Museumsbesuche aussehen wenn die Vermittlung und Kommunikation mit den Besuchern über deren Smartphones und Handys vor Ort gestaltet wird?

2008 fand die erste Handheld Conference in der Tate statt. Das zweite Symposium zu Trends und Technologie im Museum, das diesen September in der Tate Modern veranstaltet wird, fokussiert die Möglichkeiten des mobilen Internet und Social Media. Auf welche Besucher werden sich Museen einstellen müssen? Was sind die Chancen?
Eine Hinweis auf das Symposium habe ich bei Audience+ gelesen, eine empfehlenswerte Website zu einem Forschungsprojekt über die Nutzung von Web 2.0 für die Museumsarbeit.

Symposion in der Tate Modern

Museums and Mobiles in the Age of Social Media

Almost everyone has a mobile in their pocket, but are museums ready to communicate with their audiences in this way? This symposium is for museum workers who want to know more about how the new generation of mobile devices can benefit their institutions, and for developers wanting to get up to speed with the latest thinking in this area. Museum professionals from around the world with in-depth experience in mobile content design, development and evaluation lead the day’s discussions.
(Tate modern)

Die Zukunft mit Smartphones

Handys sind alltägliche Gebrauchsgegenstände, heute hat fast jeder eines ständig dabei – Smartphones sind auf dem Vormarsch wie eine Studie, die im Auftrag von Otto Group und Google durch TNS Infratest und Trendbüro durchgeführt wurde feststellt.

Die steigende Anzahl der Smartphones wird den Medienalltag in den nächsten zwei Jahren dynamisieren, ihn flexibler und interaktiver machen. Im Hinblick auf die gesamte Mediennutzung wird der Gebrauch mobiler Endgeräte vor allem die Internetnutzung der Deutschen erhöhen.
(…) Im Jahr 2012 besitzt bereits jeder vierte Deutsche ein Smartphone.
(Trendbüro)

Ich meine, die Museen haben noch Zeit sich mit diesen Themen auseinander zu setzen und gute Lösungen zu finden.
Ein wichtiger Baustein für die Entwicklung von Kommunikation und Vermittlung ist die Besucherforschung und die Einbindung des Besuchers durch Social Media.

Der Werbespruch klingelt in den Ohren – „Es gibt für fast alles eine App!“ Und eben auch für Museumsbesuche. Im iTunes Store findet man eine Bandbreite an Apps mit Museumsinhalten.

Was bieten Museum Apps? Welche Rolle spielen sie bei der Vermittlung? Können sie den Audioguide im Museum erweitern, ersetzten oder wird eine andere Richtung eingeschlagen. Wie ist der Trend?
Mein Beispiel ist das Museum of Modern Art.

Die MoMA App

Seit dem 12. August hat das MoMA ihre neueste Smartphone-Applikation in den iTunes Store gestellt. Sie ist für iPod, iPhone und Android.
Die App ist in fünf Menüpunkte gegliedert

  • Calendar – der Programmüberblick, Verknüpfung auf Facebook und Twitter
  • Tours – Führungen für verschiedene Besuchergruppen.
  • Art – Index und Datenbanken zu Fachbegriffen, Künstler, einzelnen Werken und der Sammlung.
  • Info – Informationen zum Ausstellungsbesuch, Öffnungszeiten, Ausstellungsräume, Cafe usw.
  • More – Web 2.0 Komponente, Musik, Podcasts, Videos. Man kann eigene Fotos als Postkarten verschicken.

Es gibt sechs Führungen mit ganz unterschiedlichen Formaten für die Dauerausstellung, für Sonderausstellungen und über die Sammlung. Darunter sind Podcasts von Jugendlichen, Vorträge im Stil von Pecha Kucha, eine Kinderführung, Bildbeschreibungen, Kommentare von Künstler, Kuratoren und anderen Beteiligten.

Diese Führungen sind Bestandteil des Audio-Programms, das auf weiteren Plattformen abgespielt werden kann.

  • auf geliehenen Abspielgeräten des MoMA
  • als Download auf MP3 Player oder Computer
  • über MoMA WiFi können die Führungen auf WiFi-fähigen Geräten mit Webbrowser gehört werden (PDA, Handy, Tablet) – damit besteht nicht die Einschränkung auf Apple-Produkte.

Bis auf die Podcasts und die Kurzvorträge sind die Führungen in Zusammenarbeit mit Acustiguide erstellt worden. Das merkt man auch bei einigen Einführungen, wenn die Nutzung des Gerätes für den Audioguide erklärt wird, was bei der Führung auf dem eigenen Gerät vielleicht etwas verwirrend sein kann.

Tours der MoMA App ist wie bei MoMA WiFi damit eine Mehrfachverwertung bereits produzierter Inhalte. Auf dem Display können auch Nummern eingetragen werden um weiterführende Informationen und Verknüpfungen mit anderen Formaten zu erstellen. Ein Beispiel ist zu hören am Ende des Beitrags über Umberto Boccioni (siehe Video) wenn eine Nummer angegeben wird, die überleitet zu Modern Voices wo Kuratoren und Künstler über die Sammlung sprechen.
Diese verknüpften Inhalte sind meiner Meinung nach auch ein Mehrwert gegenüber den Downloads, wo die Hinweise auf die Nummern im Hörtext mitgeliefert werden, aber nicht eingetragen oder angeklickt werden können.

Ein Mehrwert der App gegenüber den anderen Plattformen ist denke ich mehr bei Aspekten der Sozialen Netzwerke und des Marketing zu finden. Im App Store vertreten zu sein hat Vorteile und nicht zu unterschätzen ist auch das Ranking.

Eine Platzierung in den Downloadcharts im App Store ersetzt komplette Werbekampagnen.
(Smartphone-Applikationen im Museumsbereich, S. 44.)

Der Vergleich mit MoMA WiFi macht deutlich, dass die App sehr viel besser an die grafische Benutzeroberfläche angepasst ist.

Die App ist umfangreich und informativ, sieht gut aus und ist bei meinen ersten Tests subjektiv gut bedienbar. Ich kann mir gut vorstellen meinen Museumsbesuch damit zu begleiten.