Christiane Necker, Apr 8th, 2011
Projektstart 100 Jahre Erster Weltkrieg – Europeana nutzt Crowdsourcing zum Sammlungsaufbau
Zum Stichwort Crowdsourcing fällt mir spontan der YouTube-Film Life in a Day ein, der auf der Berlinale 2011 im Kinoformat gezeigt wurde.
Neu für mich ist, dass die Europeana Crowdsourcing zum Aufbau digitaler Sammlungen einsetzt. Das erfuhr ich am 2. April am Aktionstag „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“ in der Staatsbibliothek Berlin.
Das Projekt ist Ende März in Deutschland gestartet und wurde von Europeana, der Deutschen Nationalbibliothek und der Oxford University initiiert.
Das Ziel ist bis 2014 eine digitale Sammlung von privaten Erinnerungsstücken, Fotografien, Briefen und Filmen aufzubauen, die auf Europeana Erster Weltkrieg veröffentlicht und recherchiert werden kann.
Das bedeutet, dass jeder eingeladen ist, private Memorabilia und Dokumente, die bisher öffentlich nicht zugänglich waren, zu diesem Archiv beizutragen.Geplant ist eine Beteiligung in mehr als zehn europäischen Ländern. Ein sehr interessantes Quellenmaterial steht dann für Forschungen zur Verfügung.
Erfahrungen aus anderen Projekten
Das Projekt nutzt Crowdsourching als Methode um viele Menschen einzubeziehen und inhaltlich ein breites Spektrum an persönlichen Erinnerungsstücken und Familienerinnerungen und zu sammeln. Es stützt sich auf Erfahrungen der Oxford University aus dem Aufbau von The Great War Archive.
The Great War Archive contains over 6,500 items contributed by the general public between March and June 2008. Every item originates from, or relates to, someone’s experience of the First World War, either abroad or at home. Contributions were received via a special website and also through a series of open days at libraries and museums throughout the country.
(The Great War Archive)
Seit der Deadline am 30 Juni 2008 können weitere Teilnehmer ihre Bilder auf The Great War Archive Flickr Group posten. Auf dieser Plattform sind bis heute weitere 3000 historische und aktuelle Fotos von 367 Mitgliedern veröffentlicht worden. Die Bandbreite geht von historischen Fotos, Pläne und Porträts bis zu neue Fotos von Gedenkstätten und Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkrieges.
Weitere Unterstützung findet das Projekt „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“ durch das Team von RunCoCo – how to run a communtity collection online.
RunCoCo (based at the University of Oxford) has been supporting the work of the DNB, offering training and guidelines and the CoCoCo open-source software that is being used to collect contributions from the community.
(RunCoCo project blog)
Ein weiteres gutes Beispiel für Crowdsourcing und Sammlungsaufbau ist die zweisprachige Website Peoples Collection Wales. Auf dieser interaktiven Website kann sich jeder am kulturellen Austausch über Wales beteiligen, seine Beiträge posten, recherchieren und Sammlungen anlegen. Das Projekt wurde auch von RunCoCo betreut.
Ein Projekt, das ich im Zusammenhang mit Crowdsourcing und privaten Bildern noch nennen möchte ist das von Google unterstützte Historypin.
Mitmachen „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“
Eine Möglichkeit bieten Aktionstage in Bibliotheken zu denen man ohne Voranmeldung gehen kann. Dort werden die mitgebrachten Objekte Bilder und Dokumente fachmännisch gesichtet, bewertet und digitalisiert.
Nach Frankfurt, Berlin und München findet der bisher letzte Termin am 12. April in Stuttgart statt, in der Württembergischen Landesbibliothek.
Als Croudsourcing Projekt können sich noch weitere Institutionen anschließen und selbst einen Aktionstag anbieten.
Eine andere Möglichkeit sich zu beteiligen bietet die Internetseite des Projektes. Hier kann man selbstständig ein digitales Bild (Scan oder Fotografie) in das Online-Archiv einstellen und die Informationen zur Hintergrundgeschichte, Datierung und Ortsangaben online in ein Formular eintragen.
Informationen zum Projekt und zur Kampagne sind bei dem Berliner Geschichtsbüro Facts & Files zu erfahren, die die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durchführen und die Aktionstage begleiten.
Ich danke an dieser Stelle auch Frank Drauschke für das interessante Gespräch.
Kommentare
Danke für die Info über das Europeana-Projekt, das ich noch nicht kannte. Gerade die jüngere Zeitgschichte lässt sich auf diese Weise sehr anschaulich darstellen und durch die Einbeziehung der Zeitzeugen wecken solche Vorhaben natürlich auch ein entsprechendes Interesse.