Christiane Necker, Nov 19th, 2008
Scotty Enterprises: Archivarin trifft Künstlerin
Sammler, Forscher und Liebhaber von Fotografie haben im November wahrscheinlich keinen Termin mehr frei. Der Grund ist der
Europäische Monat der Fotografie und die Präsentation fotografischer Projekte in sieben Hauptstädten Europas.
In Berlin nehmen 121 Institutionen und Galerien teil mit insgesamt über 139 Ausstellungen und mehr als 200 Veranstaltungen. Bei diesem umfangreichen Programm gibt es viel Neues zu entdecken.
Was bleibt – was ändert sich? Die Ausstellung Die Annahme von Werten zeigt in den Uferhallen sechs fotografische Positionen, die Werte und Wertewandel fotografisch reflektieren. Darunter ist Marei Wenzel, die in Räume blicken lässt, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ihre Fotografie Die Praxis überrascht durch einen Arzt, der in seinem Sprechzimmer Klavier spielt.
Viele Museen und Institutionen haben für dieses Fotofestival Ausstellungen vorbereitet mit Fotografien, die noch nie gezeigt wurden. Das Mitte Museum beispielsweise bietet eine Kabinettausstellung mit Architekturfotografie aus dem 19. Jahrhundert.
Noch nie Gezeigtes ist bis Ende November auch in der Galerie Scotty Enterprises zu sehen, das Gemeinschaftsprojekt Universal Fotoecke der Archivarin Yara Lemke de Faria (Bildbüro) und der Künstlerin Anke Heelemann (Fotothek). Sie präsentieren in einer Galerieinstallation eine archivierte Privatsammlung von über 300 anonymen Fotoalben mit Amateuraufnahmen. Die Alben sind als öffentliche Archivarbeit den interessierten Besuchern zugänglich, man kann darin blättern und sich mit den Fotos, der Archivarbeit und mit der Situation in der Galerie auseinandersetzen.
Die Präsentation der Sammlung schafft den Ausgangspunkt einer gemeinsamen Archivarbeit. Ziel ist es aus unterschiedlichen Blickwinkeln, inhaltlich wie formal, dieses anonyme Material vorzustellen, zu untersuchen sowie deren narrative, ästhetische und kulturelle Dimension auszuloten.
(Bildbüro)
Die Kombination der Archivarbeit und dem künstlerischen Umgang mit anonymen Fotografien und Fotoalben macht Universal Fotoecke zum Spiel der Benutzer und Betrachter der Ausstellung. Sie verändern die Installation. Die Galerie wird ein Ort zum Mitmachen und zum Nachdenken – ein Besuch ist es wert!